Dem Verein „Gefangene helfen Jugendlichen e.V.“ aus Hamburg wurde heute in Düsseldorf der 2. Preis des DEICHMANN-Förderpreises für Integration in der Kategorie „Berufliche Förderung durch Vereine, öffentliche Initiativen und kirchliche Organisationen“ verliehen. Der Verein arbeitet mit Personen zwischen 12 und 21 Jahren zusammen, die am Rande einer kriminellen Laufbahn stehen oder bereits straffällig geworden sind. Die Angebote werden durch die Unterstützung von ehemaligen und noch inhaftierten Strafgefangenen durchgeführt. Damit verfolgt der Verein nicht nur das Ziel der Prävention von Kriminalität, sondern auch die Resozialisierung und Wiedereingliederung dieser Randgruppe in die Gesellschaft. 15 Mitarbeiter konnten innerhalb der letzten 12 Monate 2.200 Kindern und Jugendlichen helfen. Für dieses Engagement wurde dem Verein ein Preisgeld in Höhe von 8.000 Euro durch den Initiator des Förderpreises, Heinrich Deichmann, überreicht.
Düsseldorf, 21. November 2017. Wird Jugendkriminalität beobachtet, können verschiedene Ursachen wie Bildungsarmut oder Perspektivlosigkeit festgestellt werden, die Jugendliche zu kriminellen Handlungen veranlassen. Werden diese als Taten betrachtet, die auf den eben genannten Ursachen beruhen, so müssen Jugendliche im Bereich von Bildung und Freizeitgestaltung gefördert werden. Stattdessen werden sie gesellschaftlich oft stigmatisiert. Ebenso wie Haftentlassene werden sie so zu einer Randgruppe, der die gesellschaftliche Teilhabe verwehrt wird. Dies wiederum hat zur Folge, dass weitere Straftaten begangen werden. „Gefangene helfen Jugendlichen e.V.“ setzt genau an dieser Stelle an: Da die (ehemaligen) Inhaftierten ähnliche Lebensgeschichten aufweisen, wirken sie besonders authentisch auf Jugendliche, da sie vielleicht zum ersten Mal nicht (vor)verurteilt, sondern verstanden werden. So können die Strafgefangenen zu Vorbildern werden, die es geschafft haben, ihr Leben in den Griff zu bekommen und kriminellem Verhalten den Rücken zu kehren.
Dieser Ansatz ruht auf der kognitiven Lerntheorie des Modelllernens, bei der das Verhalten von Vorbildern beobachtet und im Idealfall imitiert wird. „Gefangene helfen Jugendlichen e.V.“ hat ein Projekt-Portfolio geschaffen, das sich auf verschiedene Säulen stützt und einen gesamtgesellschaftlichen Mehrwert schafft. Dazu gehören Besuche von Justizvollzugsanstalten, Schulpräventionsunterrichte, multimodale Anti-Gewalt-Trainings und pädagogisches Boxen. Außerdem organisieren die Initiatoren Deeskalationstrainings sowohl für Jugendliche als auch für Mitarbeitende in Jugendhilfeeinrichtungen, in denen Handlungsmöglichkeiten für gefährliche Situationen erarbeitet werden. Auch Multiplikatorenveranstaltungen für Interessierte im Jugendhilfebereich, die Interventionsperspektiven erweitern sollen, finden statt. „Ein vielseitiges und langfristig angelegtes Angebot, das ganz im Sinne des Förderpreises ist und die Jury daher überzeugt hat“, begründete Heinrich Deichmann die Entscheidung, „Gefangene helfen Jugendlichen e.V.“ auszuzeichnen.
In diesem Jahr wird der DEICHMANN-Förderpreis bereits zum dreizehnten Mal verliehen. Ziel des Preises ist es, Projekte, die sich in herausragender Weise für Integration engagieren, ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Laut Berufsbildungsbericht 2017 sind noch nie zuvor so viele Lehrstellen unbesetzt geblieben, wie im vergangenen Jahr. Einer der Gründe hierfür ist, dass Jugendliche mit schlechtem Schulabschluss für zunehmend anspruchsvollere Berufsbilder und Ausbildungsgänge ungenügend vorbereitet sind. Sprachdefizite, Behinderungen, psychische Probleme oder eine mangelnde Integrationsfähigkeit verhindern oft den Schulabschluss. Dadurch wird vielen Jugendlichen der Zugang zu einer Ausbildungsstelle und somit der Einstieg in den Arbeitsmarkt deutlich erschwert. Sie gelten oft als nicht ausbildungsfähig. Und doch gibt es sie: Unternehmen, Initiativen und Schulen, die sich jenseits von Noten und formalen Abschlüssen besonders engagieren, um diese Hürden zusammen mit den Jugendlichen zu überwinden. Sie will der Förderpreis ins Licht der Öffentlichkeit rücken.
Die Schirmherrin des DEICHMANN-Förderpreises ist auch in diesem Jahr die Moderatorin Nazan Eckes, die auch als Jury-Mitglied bei der Auswahl der Sieger des Förderpreises beteiligt ist. Für sie stellt Integration ein zentrales Thema in ihrem Leben dar. „Integration in Deutschland ist für mich ein Gefühl, das mir sagt: Hier bin ich zu Hause und hier will ich leben“, erklärt Nazan Eckes.