Seit 2008 werden im Rahmen des DEICHMANN-Förderpreis gegen Jugendarbeitslosigkeit auch Schulen ausgezeichnet, die die berufliche Orientierung ihrer Schüler in modellhaften Konzepten fördern. Die Erfahrungen der Pädagogen haben gezeigt: Es gibt Risikofaktoren, die einen guten Schulabschluss erschweren und die Suche nach einem Ausbildungsplatz gefährden können. Besonders Jugendliche aus den sogenannten bildungsfernen Schichten, mit desolatem familiären Umfeld oder Migrationshintergrund haben häufig große Probleme damit, sich auf dem Arbeitsmarkt durchzusetzen. Diese Jugendlichen, die von ihren Eltern zumeist wenig Hilfestellung bekommen, sind in der Übergangsphase zwischen der Schule und dem Beruf im besonderen Maße auf Unterstützung angewiesen. Häufig haben sie Schwierigkeiten ihre Interessen zu formulieren, ihre Stärken und Schwächen realistisch einzuschätzen und sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren.
Schulische Präventivmaßnahmen können diese Lücke schließen
Die Erfahrung der mit dem DEICHMANN-Förderpreis ausgezeichneten schulischen Projekte macht deutlich, dass engagierte Lehrer in solchen Fällen viel zur Verbesserung der schwierigen Situation der Schüler beitragen können. Durch ein geschlossenes Konzept können die Jugendlichen zu einer Auseinandersetzung mit ihrer beruflichen Zukunft ermutigt und motiviert werden. Dies sollte idealerweise bereits zu einem frühen Zeitpunkt, in Klasse 5 oder 6, geschehen. Gerade zu Beginn muss die berufliche Perspektive aber nicht zwangsläufig im Vordergrund stehen. Ebenso bedeutend kann es sein, Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit und Ordnung zu erlernen. Auch die Ausbildung von Sozialkompetenzen und die Entwicklung einer gefestigten Persönlichkeit sind wichtige Bausteine der Berufsvorbereitung. Besonders positiv wurde hier das Konzept des Siegers von 2010 bewertet. In ihrem umfassenden Berufsvorbereitungskonzept verzahnt die Bremer „Schule am Oslebshauser Park“ die theoretischen und berufspraktischen Anteile der Schulbildung so eng miteinander, dass die Übergänge fließend werden und die Schüler vermittelt bekommen was hinter dem Satz „Für das Leben lernen“ steckt.
Spätestens ab der Klasse 8 sollte die Vermittlung eines Überblicks über die Angebote und Chancen des Arbeitsmarkts das wichtigste Ziel schulischer Berufsorientierung sein. Im Unterricht und auf Ausbildungsbörsen können zunächst verschiedene Berufsfelder theoretisch aufgearbeitet werden, Betriebserkundungen geben den Jugendlichen dann erste Einblicke in tatsächliche Abläufe und Arbeitsroutinen. So erfahren die Schüler mehr über die Berufe und entdecken, welche Möglichkeiten der Arbeitsmarkt bietet.
Darüber hinaus sind praktische Erfahrungen in einem betrieblichen Umfeld unerlässlich für eine effektive Orientierung auf dem Ausbildungsmarkt. Hier erhalten die Jugendlichen die Möglichkeit, theoretische und häufig auch idealisierte Vorstellungen des Berufsalltags in der Realität zu überprüfen. Durch Blockpraktika von zwei bis drei Wochen können Berufsfelder optimal erkundet und weitere Projekte vorbereitet werden. In der Praxis haben sich auch Langzeitpraktika bewährt, in deren Rahmen die Schüler einen Tag pro Woche in einem selbst gewählten Betrieb tätig sind. Ergänzend könnte praktischer Unterricht in externen Werkstätten oder Kooperationen mit den Agenturen für Arbeit angeboten werden. Hier besteht unter anderem die Möglichkeit einer professionellen Berufsberatung, welche die persönlichen Interessen sowie individuelle Fähigkeiten und Schwächen berücksichtigt. Ein regelmäßiger Kontakt der Schüler zu den Beratern der Agentur senkt zudem die Hemmschwellschwelle, nach dem Schulabschluss Hilfsangebote für die Ausbildungsstelle entgegenzunehmen.
Ziel schulischer Präventivarbeit sollte sein, den Jugendlichen eine fundierte Berufsentscheidung zu ermöglichen. Da zahlreiche Ausbildungsabbrüche auf eine fehlende oder falsche Berufsbildung zurückzuführen sind, ist eine gezielte Förderung der beruflichen Orientierung gleichzeitig ein effektiver Beitrag zu Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit.