1. Arbeitslosigkeit unter jungen Erwachsenen
Deutschland zeichnet sich zunächst durch eine im internationalen Vergleich sehr geringe Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen aus. Dies gilt bereits seit längerem im Vergleich zur Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen, inzwischen aber auch bei der absoluten Höhe. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass die geringe Jugendarbeitslosigkeit vor allem auf die vergleichsweise lange allgemeine Schulpflicht und das weit ausgebaute staatlich geförderte Übergangssystem zwischen Schule und Berufsausbildung zurückzuführen ist. Besonders deutlich wird dies bei der Betrachtung der so genannten NEET-Quoten (Not in employment, education or training). Während der Anteil derer, die weder einer schulischen oder beruflichen Ausbildung noch einer Erwerbsarbeit nachgehen, in der Gruppe der 15- bis 19-Jährigen lediglich vier Prozent beträgt, sind es bei den 20- bis 24-Jährigen bereits 14 Prozent und bei den jungen Erwachsenen zwischen 25 und 29 Jahren sogar 17 Prozent. Auffällig ist weiterhin, dass in der höchsten Altersgruppe bereits mehr weit als die Hälfte der Personen ohne Erwerbstätigkeit außerhalb schulischer und beruflicher Ausbildung keine Bindung mehr zum Arbeitsmarkt hat, also nicht aktiv auf der Suche nach einer Erwerbstätigkeit ist.
2. Der Ausbildungsmarkt
Nachdem der Ausbildungsmarkt in Deutschland bis zur Mitte der 2000er Jahre sehr angespannt war und noch im Jahr 2006 knapp 50.000 unversorgte Bewerber hervorgebracht hat, ist in der letzten Zeit eine deutliche Entspannung zu verzeichnen. Zum Stichtag 30.09.2010, also zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres, betrug die Zahl der Jugendlichen, die keine Lehrstelle finden konnten und bei der Bundesagentur für Arbeit, den Arbeitsgemeinschaften oder den zugelassenen kommunalen Trägern gemeldet waren, nur noch 12.300. Die rechnerische Einmündungsquote in berufliche Ausbildung pendelt bereits seit drei Jahren relativ eng um den Wert von zwei Dritteln. Dies gilt als Anzeichen für eine ausreichende Versorgung mit Ausbildungsplätzen. Allerdings sind im letzten verfügbaren Berichtsjahr 2009 je nach Zählweise auch zwischen 346.000 und 381.000 Jugendliche neu in Maßnahmen eingetreten, die auf eine Berufsausbildung vorbereiten sollen. Diese Maßnahmen münden nicht unmittelbar in eine vollqualifizierende Berufsausbildung. In vielen Fällen fungieren sie eher als Warteschleifen, die nicht immer passgenau die individuellen Defizite der Teilnehmer beheben. Damit besteht die Gefahr für Jugendliche in solchen Maßnahmen, dass sie danach dennoch keine gestiegenen Chancen auf einen regulären Ausbildungsplatz haben.
3. Hohe Spreizung der Beschäftigungsquoten
Die Beschäftigungsquoten für junge Menschen in Deutschland, die sich nicht mehr im schulischen oder beruflichen Bildungssystem befinden, weisen im internationalen Vergleich eine hohe Spreizung auf. Einerseits sind Hochschulabsolventen auffällig gut in den Arbeitsmarkt integriert, andererseits fällt die Beschäftigungsquote für Geringqualifizierte sehr niedrig aus. Jugendliche mit mittlerer Qualifikation, also mit Abitur oder einer abgeschlossenen Berufsausbildung, liegen bei der Beschäftigung im Mittelfeld. Das Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit liegt für alle drei Qualifikationsgruppen in Deutschland in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen relativ hoch. So sind zwei von drei arbeitslosen Geringqualifizierten ohne weiterführenden Schulabschluss und ohne abgeschlossene Lehre länger als sechs Monate ohne Beschäftigung. Bei den jungen Erwachsenen mit Abitur oder abgeschlossener Berufsausbildung sind es 60 Prozent.
4. Die Ausbildungsreife der Jugendlichen
Bei den Indikatoren aus dem schulischen Bereich, die einen Eindruck über die allgemeine Ausbildungsreife geben können, liegt Deutschland häufig im Mittelfeld. Dies gilt etwa für den Anteil der frühen Schulabgänger, der in Deutschland knapp 12 Prozent beträgt. Wesentlich geringere Quoten finden sich lediglich in manchen mittel- und osteuropäischen Ländern. Nach den Auswertungen der aktuellen PISA-Studie befinden sich die 15-jährigen Schüler in Deutschland bei der Lesekompetenz und auch bei der Streuung dieser Testergebnisse weiterhin im Mittelfeld. Besser sieht es bei den Kompetenzen in Mathematik aus. Dort liegen die Testergebnisse der Schülerinnen und Schüler in Deutschland auf dem zehnten Platz von 33 OECD-Ländern. Allerdings ist die Streuung der Ergebnisse hierzulande auch besonders ausgeprägt. Der Abstand zwischen den zehn Prozent besten und den zehn Prozent schlechtesten ist der sechsthöchste. Negativ fällt Deutschland beim Anteil der 20- bis 24-Jährigen auf, die mindestens einen Abschluss der Sekundarstufe II haben (Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung). Hierzulande sind es lediglich 74 Prozent, während die Slowakei oder Polen mehr als 90 Prozent und Schweden, Irland und Finnland immerhin noch über 85 Prozent erreichen.
Quelle: IZA Research Report No. 34. Erwerbstätigkeit im Lebenszyklus. Benchmarking Deutschland: Steigende Beschäftigung bei Jugendlichen und Älteren von Werner Eichhorst und Eric Thode, März 2011.